Webnews | Die große Datenflut – von Big Data zu Best Data | Laut des MIT kann das Training nur eines einzigen KI-Modells so viel CO2 ausstoßen wie fünf Autos in ihrem gesamten Lebenszyklus. | 26.04.2024

Schon » registriert?

Email, Kennwort

»  Kennwort vergessen?


Zufällige News:

Das industrielle System wird zusammenbrechen

Events

» Alle Events



Der kleine Atombombenbauer

  • #0 brainagain 10.07.2009
    ?Der kleine Radiomann?, so hiess in der Zeit meiner Kindheit ein beliebter Modellbaukasten, womit junge Tüftler selber ein Radio bauen konnten. Als ich vor geraumer Zeit den Medien entnahm, dass eine schweizer Familie in den Zusammenhang mit dem Bauplan für eine Atombombe gebracht werde, da dachte ich, die Tinner seien Spinner. Doch weit gefehlt. Besagte Tinner sind ganz ehrenwerte Leute, nur dass sie in einem eher seltenen Business tätig sind. Wer braucht schon eine Atombombe? Ich jedenfalls nicht, und in meinem Umfeld inklusive Geschäftskollegen ist mir derzeit auch niemand bekannt, der auf eine Atombombe hin spart, oder sich selber eine solche herstellen möchte.

    Arbeitet man also in diesem Metier, so stellt sich die Frage nach der Zielkundschaft, und diese ist für Atombomben zugegebenermassen nicht allzu zahlreich. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man auf die Dienste von Vermittlern angewiesen ist, welche ihrerseits potenzielle Abnehmer für Atombomben oder für entsprechende Baupläne kennen. Marktleader im Vermittlungsgeschäft ist nun halt mal der amerikanische Geheimdienst CIA, welcher im Schatten ehrlicher Berichterstattung seit Jahrzehnten äusserst erfolgreich das Terrain für die amerikanische Hintergrund-Geopolitik vorbereitet. Vielleicht käme auch der britische Geheimdienst MI6 in Frage, doch verhandelt haben die Tinner mit dem CIA, und letztlich käme es auch nicht so drauf an, denn auf dieser Ebene bleiben die Betten stets warm.

    Nur, was macht der CIA mit einer Atombombe oder entsprechenden Bauplänen? Er versteckt sie. Vielleicht. Oder ? er verkauft sie, verschenkt sie, spendet sie oder leiht sie aus. Wem? Einer vordefinierten Terroristenorganisation, einem Heim für schwererziehbare Jugendliche, einem städtischen Kindergarten mit kreativer Leiterin oder einem Staat. Entscheidend ist, dass Bombe oder Baupläne anschliessend gefunden werden. Ist doch völlig normal. Darauf wird der Fund von den westlichen Medien orchestriert um den ganzen Erdball vermeldet und gegen das Land, in welchem er gemacht wurde, werden internationale Sanktionen verhängt ? auch von der Schweiz. Und auch dies ist soweit völlig normal.

    Hitzige Köpfe auf dem geopolitischen Schachbrett, Säbelrasseln der Nato,
    Verurteilung durch den
    Papst, der amerikanische Kongress verabschiedet eilends ein zusätzliches Rüstungsbudget, Kredite für einen neuen Krieg werden gesprochen, die UNO sagt ?meimei? usw., kennen wir doch alle. Landesregierungen sind halt bloss Relaisstationen der wirklichen Weltenlenker. Und diese wiederum sind, wie andere Problemverursacher auch ? offenbar ?to big to fail? (zu gross, als dass man sie auffliegen lassen dürfte). Sie müssen ihr Unwesen weiter treiben dürfen, weil davon für gewisse Kreise das vermeintliche Wohl abhängt, obschon dabei der grösste Teil der Menschheit unterjocht wird. Auch das ist klar, man hat es uns bloss noch nie so gesagt.

    Nun, ein geeignetes Land für die Verabreichung einer Atombombe wäre nicht etwa Luxemburg oder Island, sondern Nordkorea oder der Iran. Letzterer sträubt sich nicht nur erfolgreich gegen das Diktat einer Demokratie nach britisch-amerikanischem Geschäftsmodell, sondern hat sich jüngst sogar der Verordnung einer ?Farbigen Revolution? widersetzt. Und ? der Iran hat Öl ? viel Öl, und mehr oder weniger direkt an der Oberfläche. Seltsam, aber irgendwie verblieb für die Familie Tinner letztendlich bloss gerade ein Kunde, der als Empfänger für eine Atombombe oder zumindest Baupläne infrage kommen konnte. So hart kann das Geschäft sein, wenn es zu wenig Kundschaft gibt.

    Offenbar unangenehm wurde es aber nicht nur für die Tinner, als der Deal ruchbar wurde, sondern auch für den CIA und für den Bundesrat. Als Mutti erstmals aus dem dunklen Keller rief, reagierte Bundespräsident Pascal Couchpin sofort und verbot das Auflegen der Gerichtsakten während dem Prozess gegen die Tinner. Begründung: Die detaillierten Angaben zum Bau einer Atombombe stellten eine Gefahr dar. Womöglich hätten Betrachter der Gerichtsakten jene rund hundert heiklen Seiten auswendig lernen und die Bombe anschliessend zu Hause nachbauen können. Komisch ist nur, dass es nicht weit mehr Anbieter von Atombomben gibt, wenn diese so einfach herzustellen sind. Ach ja, die Kundschaft fehlt ja oft. Gottlob.

    Um ein weiteres Gerangel zu vermeiden liess der Bundesrat die Akten Tinner kurzerhand vernichten. Weil aber Totgeglaubte oft länger leben, standen ein Grossteil der Akten ? inklusive der heiklen 100 Seiten, kopiert ? plötzlich wieder in den Regalen. Der Aufschrei nach erneuter Vernichtung war unüberhörbar. Was danach geschah, ist vergleichbar mit einer schlechten Komödie.

    Das Untersuchungsrichteramt führte bei der Bundeskriminalpolizei eine Razzia durch. Die Richter vereitelten die Pläne des Bundesrates. Laut dem leitenden Untersuchungsrichter Jürg Zingle, ging das Ganze ?zivilisiert? über die Bühne, das Bundespersonal leistete keinen Widerstand. Und dies, obschon die Angaben zum Bau einer Atombombe ein Landesrisiko darstellten. Was für ein Held war doch Arnold von Winkelried im Vergleich zum heutigen Bundespersonal, welches nicht einmal mehr Widerstand leistet, wenn das ganze Land in Gefahr ist.

    Immerhin wurde mit dem Abtransport des Tresors, in welchem sich angeblich der Schlüssel für den Zugang zu den Tinner-Akten befand, verhindert, dass etwa ein KV-Lehrling oder eine Putzfrau anhand der Angaben zu Hause eine Atombombe basteln könnte. Das Land ist noch einmal davongekommen.

» Zur Übersicht