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Gemeinden

Hohentannen: Lebensqualität durch Unabhängigkeit

(23.08.2009) Unsere Vorfahren warfen fremde Vögte aus dem Land. Heute denken nur noch wenige Gemeinden in der Schweiz über Autarkie nach. Ein Besuch in Hohentannen.

Hohentannen: Bislang die einzige Schweizer Gemeinde, die sich hundertprozentige Energie-Autarkie zum Ziel setzt.

Auf einer Anhöhe zwischen Thur, Sitter und Bischofszell liegt die Thurgauer 620-Seelen-Gemeinde Hohentannen. Fast gäbe es die Gemeinde nicht mehr, denn in den Neunziger Jahren sollte sie mit einer grösseren Nachbarkommune fusioniert werden. Aber nicht mit den Hohentannern! Geschlossen ging man in die Kantonshauptstadt Frauenfeld und wehrte sich erfolgreich für die Eigenständigkeit.

Das ist der richtige Boden für ein Projekt, welches in der Schweiz - anders als in den Nachbarländern - noch einzigartig ist: Die Abkehr von absurden - und in der Krise gefährlichen - globalen Abhängigkeiten im Energiesektor, die Stärkung regionaler Wertschöpfung und die Wiederherstellung lokaler Wirtschaftskreisläufe.

Den Anfang machte eine 1.-August-Rede, in der ein Parteiloser beschrieb, was er sich unter Lebensqualität vorstellt - und mit der er mitten in die Hohentanner Herzen traf. Im Juni 2007 wurde Christof Rösch als Gemeindeammann gewählt, und ein frisch aufgestellter Gemeinderat nahm das Projekt 'Energieautarkie' in Angriff.

Bereits im September wurde die Bevölkerung über die Absicht des Gemeinderats informiert, die ganze Gemeinde zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Das Interesse war gross: Von den 400 Stimmbürgern kamen 100 an die Versammlung, rund 20 stellten sich für die Projektgruppe zur Verfügung.

Die Absichten des Gemeinderates umfassen drei Ebenen einer nachhaltigen Entwicklung:

Ökologisch: Die Gemeinde soll ein 'Bioenergiedorf' werden: Ziel ist eine möglichst hundertprozentige Umstellung auf erneuerbare Energien wie Sonne, Holz, Wind und Wasser. Allgemein sollen geschlossene, lokal-regionale Kreisläufe ermöglicht werden, beispielsweise bei den Lebensmitteln und in der Mobilität.

Sozial: Ethik und Gemeinschaft sollen gestärkt werden. Man will die Dörfer einander näher bringen, Lebensqualität und Infrastruktur im Dorf erhalten sowie ein positives Klima entwickeln.

Wirtschaftlich: Die Vermarktung lokaler Produkte soll vorangetrieben werden, Wertschöpfung und Beschäftigung sollen in der Gemeinde bleiben.

Das Projekt soll in die Schweiz ausstrahlen und aufzeigen, welche Chancen eine nachhaltige Lokalentwicklung in einer globalisierten Welt bietet.

An den Informationsveranstaltungen wurden die Einwohner motiviert, in folgenden Bereichen zu investieren und die Vorteile zu nutzen:

- Holz / Nahwärmenetze
- Windkraft
- Thermische Solarenergie
- Photovoltaik (Solarstrom)
- Wasserkraft
- Biogas, Biomasse
- Energieeffizienz / Energiesparen
- Gebäudesanierungen
- Mobilität
- Öko-Bauzone

Dem Projekt kommt zugute, dass der Kanton Thurgau der Förderung alternativer Energien hohe Priorität einräumt. 2008 standen dafür Mittel von 6,8 Millionen Franken zur Verfügung, welche zu 95 Prozent von privaten Haushalten genutzt wurden. Unterstützt werden im Thurgau zum Beispiel Ersatz und Neueinrichtung von Holzfeuerungen, Anschlüsse an Wärmenetze, Biogasanlagen oder Sonnenkollektoren für Wassererwärmung.

Gemeindeamman Rösch betont, dass es sich nicht nur um eine grüne Idee handle, sondern dass das Projekt der Region handfeste wirtschaftliche Vorteile verschafft: So bleiben die Millionen, welche man bisher an ausländische Energiekonzerne überwies, künftig in der Gemeinde. Die regionale Wertschöpfung wird gestärkt, und einheimischen Landwirten wird eine neue Perspektive als künftige 'Energiewirte' gegeben.

So wurde die Holzschnitzelanlage zur Wärmeerzeugung in der zentral gelegenen Scheune eines Bauern eingerichtet. Von dort wird das Warmwasser ins nahe Schloss Oetlishausen und in die Einfamilienhäuser geleitet, welche sich nach und nach dem Verbund anschliessen - im Moment ist es bereits mehr als die Hälfte. Eine gute Voraussetzung für diese Art der Energiegewinnung ist der grosse Waldbesitz der Gemeinde. Als Brennstoff steht unter anderem der Winterschnitt der 7500 Hochstammbäume auf Gemeindegebiet zur Verfügung.

Aus der Dorfzytig vom Februar 2009: 'Der industrielle Fortschritt hat vieles grundlegend verändert. Fast jeder scheint neuerdings für sich alleine unabhängig zu sein: Gut bezahlter Job in einer grossen Firma, Sozialversicherung, Sparanlagen, eigene Wohnung, Strom aus der Steckdose, Wasser aus dem Hahn, Benzin von der Tankstelle, Handy, Computer, Breitbildfernseher. Wozu brauchen wir andere?

Doch diese vermeintliche ?Unabhängigkeit? entpuppt sich im Zuge einer Krise als völlige Abhängigkeit. Denn was tut der moderne Zivilisationsmensch, wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt? Wenn es an der Tankstelle kein Benzin gibt, wenn der Öltank der Hausheizung eben so leer bleibt wie das Regal im Supermarkt? Mit dem ?Fortschritt? verschwanden also nicht nur der menschliche Zusammenhalt und der Selbstversorgungsgedanke, sondern auch vieles andere, was das Überleben sichert und das Leben lebenswert macht: zwischenmenschliche Werte, Traditionen, Gemeinschaft usw. Ist es nicht so, dass wir von der Technik abhängig gemacht wurden? Wir sollten also die folgenden Dinge wieder lernen, wenn wir an einem langfristigen Überleben unserer Gesellschaft interessiert sind:

1.) Fortschritt darf und soll unsere Leben bereichern und verbessern, nicht aber unsere Selbständigkeit stehlen und uns in völlige Abhängigkeit stürzen.
2.) Fortschritt soll unser Leben ergänzen, nicht menschliche Traditionen ausrotten und überliefertes Wissen vernichten.
3.) Fortschritt muss auch nachhaltig sein. Kurzfristiger Nutzen darf nicht auf Kosten von langfristigem Schaden an Gesellschaft und Ökosystem erzielt werden.

Im Januar 2009 produzierten Hohentanner Solarstromanlagen auf fast 700 qm Fläche pro Jahr rund 90'000 kWh sauberen Strom. Das entspricht etwa dem Bedarf von 20 Haushaltungen. Weitere Anlagen sind geplant. Ein Viertel aller Solargesuche an den Kanton kam 2008 aus Hohentannen! Zudem kommt Holz-POWER mit über 30 Anschliessern in Hohentannen rasch voran: Seit Anfang Januar heizt die Holzschnitzelzentrale. Damit entsteht ausgelöst durch GemeindePOWER nicht nur Beschäftigung und Wertschöpfung im Dorf ? auch die Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit der Energieversorgung kommt einen grossen Schritt voran.'













GemeindePower.ch
Der Hohentanner-Heldswiler Weg

Projektleiter Markus Vetterli
e-mail: markus.vetterli@freesurf.ch
Tel.: 052 741 21 85 (Beantworter, gerne rufen wir zurück)

Gemeindeammann Christof Rösch
e-mail: gemeindeammann@hohentannen.ch
Tel.: 071 422 54 80

Energiepotential Hohentannen (PDF)

 

Lesen Sie hierzu auch: Das Modell Güssing aus der Rubrik Gemeinden.

 

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