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Der Brauch der Trauung

(05.08.2013) Haben Hochzeiten Sinn? Oder sind zerdepperte WC-Schüsseln der Höhepunkt westlicher Weisheit? Weshalb müssen Standesbeamten und Pfarrer, die man noch nie gesehen hat und nie wieder sehen wird, die Trauung durchführen? Lassen Sie Anastasia erzählen vom Brauch der ursprünglichen, wohltuend sinnvollen wedrussischen Trauung - von Wladimir Megre.

Wer etwas springen lässt, beweist damit heute seine Liebe.

"Der Brauch der Trauung ist dir bereits bekannt, Wladimir. Du hast ihn zwar schon im 'Buch der Ahnen' beschrieben, doch ich werde dich hier erneut an die Grundzüge dieser großartigen Tradition erinnern.

Dem verliebten Paar stand die Auswahl eines passenden Ortes für den zukünftigen Aufbau eines eigenen Landsitzes bevor. In der Regel schauten sich die beiden zuerst in der Umgebung des Dorfes um, in dem der Mann bisher mit seinen Eltern gelebt hatte. Danach begutachtete das Paar die Umgebung der Heimatsiedlung der jungen Frau. Es war für die Verliebten nicht erforderlich, ihre Eltern über die eigenen Absichten zu unterrichten. In beiden betreffenden Siedlungen wusste und spürte jeder, welches Ereignis in der Gemeinschaft schon bald bevorstand.

Auf dem ausgewählten Grundstück, das wenigstens einen Hektar Land beinhaltete, entwickelten die Verliebten ein Projekt für ihr zukünftiges Leben. Sie mussten sich ihr zukünftiges Haus genau vorstellen und überlegen, wo in ihrem Garten welche Pflanzen wachsen sollten, damit diese sich gegenseitig positiv beeinflussen und Harmonie im gesamten Raum erzeugen könnten.

Ljubomila und Radomir waren sich sehr schnell einig, welcher Ort für ihren zukünftigen Familienlandsitz am besten geeignet war. Als ob sie sich abgesprochen hätten, gingen die beiden hinter den Dorfrand zu einem kleinen Waldstück, wo aus einer kleinen Wasserquelle ein Bächlein floss.

Radomir war schon früher oft hier gewesen. Er hatte dort gesessen und von seiner Zukunft und dem gemeinsamen Leben mit seiner Liebsten geträumt.

In Radomirs Abwesenheit war auch Ljubomila schon zweimal an diesem Ort gewesen. Sie ritt öfter auf ihrem treuen, schnellen Pferd spazieren und schaute sich die Gegend an. Eines Tages stoppte sie ihr Pferd genau an diesem Bach, ohne zu wissen warum. Sie machte einen Spaziergang durch das kleine Waldstück, öffnete ihren Zopf, umwickelte ihr Haar mit einem Band und blieb lange an einer Birke stehen.

Und nun standen die Verliebten gemeinsam an diesem Ort.

'Ich mag diesen Platz, an dem ich schon oft allein war, und würde ihn gerne als Stammsitz für unsere Familie auswählen', sagte Radomir.

'Auch mir gefällt dieser Ort', flüsterte Ljubomila ihm zu.

Kaum ging am nächsten Tag die Sonne auf, da brachte Radomir mit seinem Pferdewagen etwa fünfzehn Rundstangen, eine Anzahl langer Weidengerten, kleine Pfähle und eine Sense zu dem auserwählten Platz. Er begann, das Gras auf sei-nem Grundstück zu mähen und sah, wie Ljubomila auf ihrem Pferd im Galopp zu ihm ritt. Sein Herz schlug höher. Er konnte sich an dem Ritt seiner Liebsten nicht satt sehen. Drei Meter vor der unsichtbaren Grundstücksgrenze sprang die schöne junge Frau von ihrem Pferd, obwohl ihr Pferd noch nicht ganz zum Stehen gekommen war, und rannte bis zu der Stelle, wo Radomir arbeitete.

Lächelnd sprach sie zu Radomir: 'Ich grüße dich an diesem wunderschönen Morgen, mein Gestalter. Es deutet sich ein guter Tag an. Daher habe ich ein farbiges Band mitgebracht, um die verschiedenen Plätze für die Pflanzen in unserem zukünftigen Garten zu markieren.'

'Mein Dank gilt dir für die Verschönerung meines Arbeitstages', antwortete Radomir.

Die Verliebten umarmten und küssten sich nicht. So etwas war bei den Wedrussen vor der Trauung nicht üblich. Auch dieses Verhalten hatte eine tiefe Bedeutung: Vor der Zeugung ihrer Kinder wollten sie die Umarmungen und das Küssen nicht zu einer alltäglichen Erscheinung machen. Auf diese Weise konnten sie später, wenn es zu einem Zeugungsakt kam, auf ein Maximum an verfügbarer Energie zurückgreifen. Ferner haben sie sich nie zu einem Rendezvous verabredet. Jeder von ihnen ging zu dem auserwählten Platz hin, wann er oder sie gerade die Lust dazu verspürte.

Jeden Tag war Radomir beim Sonnenaufgang als Erster zur Stelle. Später ritt Ljubomila auf ihrem Pferd zu ihm.

Nach einer Woche war Radomir mit dem Bau einer
Laubhütte fertig, die wie ein entzückendes kleines Häuschen aussah. Diese Hütte war zweieinhalb Meter breit und drei Meter lang. Er grub die Rundstangen in die Erde ein, befestigte an ihnen die Wände aus geflochtenen Zweigen und baute, ebenfalls aus Rundstangen und Zweigen, eine Decke.

Die Verliebten dichteten dann alles mit trockenem Gras von außen ab. Und von innen überzog Ljubomila die Wände und die Decke mit selbst gewobenem Tuch. Anschließend baute sie zwei Betten auf. Dazu legte sie etwas Stroh auf den Boden, breitete darüber eine Heuschicht aus und deckte das Ganze mit Tuch zu.

Nachdem das wunderschöne kleine Häuschen fertig war, übernachteten die Verliebten oft darin, ohne miteinander sexuellen Kontakt zu haben. Geschlechtsverkehr vor der Trauung und vor dem Aufbau eines gemeinsamen Familiennestes galt als Beleidigung für die künftigen Kinder.

Außerdem gab es für die Verliebten genug zu tun. Radomir brachte eine breite Tafel, in die er mit einem Gravierstift den Grundstücksplan mit Angabe aller Himmelsrichtungen, des Sonnenaufgangs, des Sonnenuntergangs und der entsprechenden Mondbewegungen einritzte. Am Tage und in der Nacht beobachtete er zusätzlich die auftretenden Windrichtungen und Windstärken, die er ebenfalls in seinen Plan eintrug.

Ljubomila trat oft an die Grenzen des Grundstücks heran, blieb dort lange stehen und stellte sich verschiedene Szenarien mit zukünftigen Pflanzen vor. Dann schaute sie auf Radomirs Plan nach, ob Wind oder Schatten das Wachstum bestimmter P?anzen behindern könnten.

Als der Winter über das Land hereinbrach, besuchte Ljubomila nur noch selten den Ort ihrer Liebe. Sie beschäftigte sich mit dem Weben eines feinen Stoffs, nähte für Radomir ein Hemd und verzierte es mit Stickereien.

Radomir hingegen war auch im Winter oft auf dem zukünftigen Landsitz. Nach wie vor machte er sich Notizen über die Bewegungen des Windes und merkte sich die Muster, in denen der Schnee auf die Erde fiel.

Auf diese Weise erstellten die Wedrussen ihren Jahreskalender. Solche Tafeln mit verschiedenen Notizen gab es in jeder wedrussischen Familie. Mit ihrer Hilfe waren die Menschen in der Lage, genaue Wettervorhersagen für das laufende Jahr zu machen, manchmal sogar für die nächsten zwei oder drei Jahre. Es scheint zwar am einfachsten zu sein, bereits vorhandene Kalender von den Eltern zu kopieren, doch diese hätten den jungen Leuten keine genauen Informationen geliefert. Schon kleine Veränderungen in der Landschaft - ein Hügel oder ein Waldstück - schützen die Pflanzen vor dem Wind. Im Winter konnten dann auf dem Grundstück andersartige Schneewehen entstehen als zuvor.

Als der Frühling begann, war das gesamte Projekt in Gedanken bereits vollendet. Kaum Wurde es etwas wärmer, da zogen die beiden wieder in ihr kleines Häuschen ein. Dies war der richtige Zeitpunkt, um mithilfe kleiner Pfähle, Bänder und Zweige verschiedene Bereiche Für die künftigen Anpflanzungen auf dem Grundstück zu markieren und dabei die Projektdetails miteinander abzustimmen. Außerdem musste Radomir noch einen Brunnen anlegen.

Zwei Wochen vor dem Zeitpunkt, wo es möglich wurde, Setzlinge zu pflanzen, machten sich die beiden Verliebten an die Vorbereitungen für ihre Trauung.

Zuerst besuchten sie die Heimatsiedlung des Bräutigams, danach das Dorf, in dem die Braut gelebt hatte. Sie gingen in jedes Haus und luden die Hausbewohner zur ihrer Trauung ein. In jedem der Häuser herrschte bereits gespanntes Warten. Jeder der Siedlungsbewohner wollte ihre Liebe sehen und für sich die Frage klären, welches Geschenk für ihr lebendiges Heim passend wäre. Beim Besuch des betreffenden Gartens, Hofes oder Hauses redete das junge Paar mit den Hausherren nicht viel. Die beiden hatten für jeden ein paar anerkennende Worte bereit. Sie sagten zum Beispiel: 'Wie schön doch der Apfelbaum in eurem Garten ist!' Manchmal meinten sie auch: 'Euer Kätzchen hat einen gescheiten Blick.' Oder: 'Euer Arbeitsbär ist aber zahm!'

Für jeden der Hausherren, der das Lob der Verliebten über ein Bäumchen, das in seinem Garten gedeiht, oder über ein Kätzchen, das in seinem Hause wohnt, gehört hatte, war dies nicht nur ein Zeichen der Anerkennung, sondern auch ein Hinweis darauf, dass die jungen Leute so eine Pflanze oder so ein Tier selbst gerne gehabt hätten.

Keiner lud das junge Paar in sein Haus ein. Auch dieses Verhalten der Wedrussen hatte einen bestimmten Grund. Denn es wäre vonseiten der jungen Leute taktlos gewesen, sich nicht bewirten zu lassen. Und wenn sie als Gäste in jedem der Häuser längere Zeit verbracht hätten, wäre es ihnen nicht möglich gewesen, noch vor der Trauung alle Familien zu besuchen.

Nur Arga, Radomirs Jugendfreund, erlaubte sich eine kleine Abweichung von den Regeln. Als die Verliebten in das Haus seiner Eltern kamen und mit seinem Vater redeten, rannte er zum Hof hinaus, führte aus dem Stall den Wunderhengst heraus, den die gesamte Siedlung so sehr bestaunt hatte, und sagte aufgeregt: 'Bitte nehmt mein Pferd mit! Nachdem es auf dem Jahrmarkt von Ljubomila gezähmt wurde, lässt es sowieso niemand anders mehr an sich heran.'

Der Vater schaute seinen Sohn pfiffig an und sagte: 'Kann es sein, Arga, dass du die Bereiter nur nicht an dein Pferd heranlässt? Und dass du aus irgendeinem Grund auch selbst das Pferd nicht zureiten willst?'

Etwas verlegen antwortete Arga: 'Ich habe diesen Hengst nicht zugeritten, weil ich beschlossen hatte, ihm für immer die Freiheit zu schenken. Doch nun habe ich meine Entscheidung geändert. Nehmt bitte meinen Hengst mit.' Damit überreichte er Ljubomila die Zügel.

'Danke', antwortete Ljubomila, 'aber ich kann dein Pferd nicht mitnehmen. Es hat sich bereits an eine andere Person gewöhnt. Doch wenn es von ihm ein Fohlen gibt, dann würden wir es dankbar annehmen.'

Nachdem das junge Paar alle Familienlandsitze besucht hatte, eilten am vereinbarten Tag schon beim Sonnenaufgang aus beiden Siedlungen Menschen aller Altersgruppen zu dem vom Brautpaar auserwählten Grundstück.

Die Gäste stellten sich entlang der Grundstücksgrenze auf, die von den jungen Leuten mit trockenen Zweigen markiert worden war. Auf der Mitte des Geländes, neben der Laubhütte, ragte aus der Erde ein kleiner, mit Blumen geschmückter Hügel empor. Von diesem Hügel aus erörterte Radomir der versammelten Menschenmenge aufgeregt das Projekt des zukünftigen Landsitzes.

Und jedes Mal, wenn der junge Mann auf eine Stelle deutete, an der eine bestimmte Pflanze gedeihen sollte, verließ einer der Gäste den Kreis der Zuhörer und stellte sich auf dem von Radomir angesprochenen Platz hin. Er hielt in seiner Hand den Setzling von genau der Pflanze, die Radomir soeben in seiner Rede genannt hatte. Und vor jeder Person, die den Zuhörerkreis verließ, verneigten sich die übrigen Gäste. Schließlich hatten die jungen Leute den betreffenden Hochzeitsgast bereits bei dessen Rundgang durch die Familienlandsitze dafür gelobt, dass es ihm gelungen war, etwas so Schönes im eigenen Garten gedeihen zu lassen. Folglich verdiente er auch das Lob des Schöpfers, des Vaters des Universums, der alle Menschen liebt.

Nach der Verkündigung des gesamten Projektes verließ Radomir den Hügel, auf dem er stand, ging zu seiner Ljubomila hin, die etwas abseits stand und aufgeregt, mit Zittern und Beben, das gesamte Geschehen um sie herum beobachtete. Er nahm sie an der Hand und führte sie würdevoll auf die Erderhebung hinauf. Nun standen die beiden Verliebten oben auf dem Hügel, in der Mitte ihres Grundstücks.

Dann sprach Radomir vor allen Versammelten: 'Ich habe diesen Raum der Liebe nicht alleine erschaffen. Schaut her, Leute. Neben mir steht vor euch allen meine wunderschöne Inspiration.'

Zuerst senkte die junge Frau, genauer gesagt Jungfrau, ihren Blick vor allen Gästen nach unten.

Jede Frau ist auf ihre Art und Weise schön. Jede Frau besitzt ihre eigene Schönheit. Doch es kann im Leben jeder Frau bestimmte Augenblicke geben, in denen sie sich von ihrer Umgebung abhebt und über allen anderen Menschen steht. In der heutigen Lebenskultur gibt es solche Augenblicke leider nicht mehr. Doch damals...

Schließlich richtete Ljubomila ihren Blick auf die Gäste. Die Begeisterung der vor ihr stehenden Menschen vereinigte sich zu einem einzigen lauten Ausruf. Das Gesicht der jungen Frau erstrahlte in einem kühnen Lächeln, das jedoch frei war von jeder Überheblichkeit. Sie war von der Energie der Liebe erfüllt. Die Röte auf ihren Wangen zierte deutlicher als sonst ihr Gesicht. Der gesunde, starke Körper dieser Jungfrau und der klare Blick ihrer Augen erfüllten die Menschen und den gesamten Raum mit Wärme.

Einen Augenblick lang erstarrten die anwesenden Gäste in Ehrfurcht vor der Braut. Die junge Göttin stand hier vor der versammelten Menschenmenge in ihrer ganzen Schönheit. Und die entzückten Menschen konnten sich an der Erscheinung der hübschen Braut nicht satt sehen.


Daher kamen die Eltern der jungen Frau, zusammen mit den älteren und jüngeren Familienmitgliedern, erst nach einer kurzen Pause würdevoll zum kleinen Hügel, auf dem das Liebespaar stand. Die Familie blieb vor dem Hügel stehen, und zuerst verbeugte sich jeder von ihnen vor dem jungen Paar. Danach fragte die Mutter ihre Tochter, die junge Braut: 'Die ganze Weisheit der Ahnen unserer Familie trägst du nun in dir. Sag uns, meine Tochter, ob du für dieses von dir auserwählte Stück Land eine Zukunft siehst?

'Ja, Mama, die sehe ich', antwortete Ljubomila.

'Und sage mir, meine Tochter', fuhr die Mutter mit der nächsten Frage fort, 'ob dir eure Zukunft, die ihr uns dargelegt habt, voll und ganz gefällt?'

'Das vorgestellte Projekt entspricht fast vollständig den Bestrebungen meiner Seele. Ich würde es jedoch gern durch eine Kleinigkeit aus meiner Vorstellung ergänzen.'

Ljubomila sprang vom Hügel und rannte zwischen den Gästen hindurch zur Grenze des zukünftigen Gartens. Als sie dort stehen blieb, verkündete sie: 'Hier soll ein Nadelbaum gedeihen und neben ihm eine kleine Birke. Wenn dann ein Wind von dort drüben zu wehen anfängt, wird er zuerst die Zweige der Kiefer und anschließend die der Birke antreffen. Dann wird er die Zweige dieser Bäume bitten, ihm eine schöne Melodie vorzusingen. Nie wird sich diese Melodie genau wiederholen, doch jedes Mal wird sie Balsam für die Seele sein. Und hier...' - die junge Frau machte ein paar Schritte zur Seite - 'hier sollen Blumen wachsen. Zuerst sollen die roten blühen, dann hier die violetten und hier etwas später die weinroten.'

Mit errötetem Gesicht tanzte Ljubomila wie eine Fee in ihrem künftigen Garten umher. Und wieder setzten sich einige der Menschen, die noch im Kreis der Gäste standen, in Bewegung. Sie hielten bestimmte Samen in den Händen und eilten zu den Punkten auf dem Grundstück, wo das feurige junge Mädchen bei der Schilderung ihres Vorhabens hingedeutet hatte.

Nachdem Ljubomila ihren Tanz beendet hatte, kehrte sie zu dem kleinen Hügel in der Mitte des Grundstücks zurück, stellte sich neben ihren Auserwählten und verkündete: 'Jetzt wird sich hier ein himmlisches Gefilde entfalten, ein Raum der Liebe. Die Erde wird ein vollendetes Bild kreieren.'

'Und nun bitte ich dich, meine Tochter, allen Anwesenden mitzuteilen, wen du für die Krönung dieser wunderschönen Schöpfung auserwählt hast', wandte sich die Mutter wieder an die junge Braut. 'Welchen von allen auf der Erde lebenden Menschen wirst du zum Zeichen eurer Trauung mit deiner Hand berühren?'

Da drehte sich die Braut zum Bräutigam um und antwortete: 'Diesen Kranz kann nur derjenige empfangen und tragen, der mit der Kraft seiner Gedanken in der Lage ist, eine wunderschöne Zukunft für uns zu erschaffen.'

Anschließend berührte Ljubomila mit ihrer Hand die Schulter ihres Liebsten, der neben ihr stand. Der Bräutigam kniete auf einem Bein vor ihr nieder, und sie setzte ihm behutsam einen schönen Kranz, den sie aus duftenden Kräutern und Blumen geflochten hatte, auf den Kopf. Dann glitt sie mit ihrer rechten Hand dreimal über das Haar ihres getrauten Mannes und drückte schließlich mit der linken Hand sein Gesicht leicht an sich heran. Als Nächstes richtete sich Radomir wieder auf. Sein Kopf war geschmückt mit dem Kranz seiner Liebsten. Zum Zeichen des Gehorsams vor ihrem Mann senkte Ljubomila ihren Kopf leicht nach unten und ging vom Hügel herunter.

Nach alter Tradition trat nun der Vater des jungen Mannes mit seiner ganzen Familie näher an den Hügel heran.

Achtungsvoll blieb er vor seinem Sohn stehen, der mit dem Kranz auf dem Kopf auf seinem Hügel über allen thronte. Jetzt hörte der Bräutigam von seinem Vater die Frage: 'Wer bist du? Wessen Gedanke ist fähig, einen Raum der Liebe zu erschaffen?'

Und Radomir antwortete ihm: 'Ich bin dein Sohn und auch der Sohn des Schöpfers.'

'Dein Kopf ist mit einem Kranz geschmückt. Dieser Kranz ist ein Vorbote für eine großartige Mission. Was wirst du mit diesem Machtsymbol auf dem Kopf als Herrscher über dein eigenes Gefilde tun?'

'Ich werde für uns eine wunderschöne Zukunft erschaffen', ertönte die Antwort.

Und wieder fragte der Vater: Woher wirst du deine Kraft und deine Begeisterung schöpfen, mein Sohn, der du als Kranzträger auch der Sohn des Schöpfers bist?'

'Die unerschöpfliche Quelle hierfür ist die Liebe!'

Und schon kam die nächste Frage: 'Die Energie der Liebe ist fähig, im gesamten Universum umherzuschweifen. Wie willst du es schaffen, die Widerspiegelung der kosmischen Liebe hier auf der Erde zu erkennen?'

'Es gibt eine junge Frau, Vater, die für mich die Widerspiegelung der kosmischen Liebe hier auf Erden darstellt.'

Nach diesen Worten ging Radomir vom Hügel herunter, nahm Ljubomila an der Hand und führte sie wieder auf den Hügel hinauf.

Dann verschmolzen die beiden Familien zu einer Einheit. Die Mitglieder der neuen, großen Familie umarmten sich gegenseitig, scherzten und lachten.


Anschließend bedankte sich der junge Mann bei allen Gästen und machte sich daran, all die lebendigen Geschenke überall dort hinzupflanzen, wo er es vorher angekündigt hatte.

Diejenigen Gäste, für deren mitgebrachte Saat kein Platz genannt wurde, führtenden Reigen entlang der vorher markierten Grundstücksgrenze und warfen singend die als Geschenk gedachten Samen in die Erde. So war der Wunderbare Garten bereits nach wenigen Minuten angelegt. Dann hob der junge Mann mit dem Kranz auf dem Kopf wieder seine Hand, und in der Stille ertönten seine Worte: 'Mögen die uns geschenkten Geschöpfe des Herrn mit uns im Frieden zusammenleben!'

Jene Gäste, die dem jungen Brautpaar verschiedene Tiere als Geschenke mitgebracht hatten, kamen nun zur Laubhütte und trugen in ihren Händen ein kleines Kätzchen oder ein Hündchen; andere führten ein Kalb oder einen kleinen Bären an der Leine. Wie versprochen, schenkte Radomirs Freund Arga dem jungen Paar ein von seinem Hengst gezeugtes Fohlen.

Danach wurden schnell mit Flechtwerk aus Zweigen Umzäunungen an die Laubhütte angebaut. In kurzer Zeit war die provisorische Behausung der jungen Leute von ebenfalls jungen Tieren umgeben. Und diese Tatsache hatte ihren tiefen Sinn: Es entsteht eine gemischte Gemeinschaft von Mensch und Tier, in der beide Seiten auf immer und ewig in Freundschaft und gegenseitiger Hilfe und Fürsorge miteinander leben können.

Nach Erhalt aller Geschenke bedankte sich das junge Paar erneut bei seinen Gästen. Anschließend begann, wie üblich, mit Reigen und Liedern die fröhliche Hochzeitsfeier. Braut und Bräutigam aber kehrten mit ihren Verwandten in ihr jeweiliges Elternhaus zurück. Zwei Nächte und einen Tag lang würden sie nun einander nicht mehr sehen.

In dieser Zeit brachten die besten Baumeister beider Siedlungen ein bereits zuvor vorbereitetes Holzgerüst zum Grundstück des neuen Familienlandsitzes. Es war das Gerüst für das künftige Haus. Sie deckten das Dach des Hauses, dielten den Fußboden und dichteten alle Ritzen mit Moos und Gras ab. Danach wurde von den Frauen beider Familien im neuen Haus ein Tisch mit den besten Früchten reich gedeckt. Die beiden Mütter des jungen Paares bereiteten ihren Kindern ein Bett und deckten es mit einer linnenen Decke zu. In der zweiten Nacht verließen alle den neuen Familienlandsitz. Nur die Energie der Liebe schwebte dort in Erwartung des frisch vermählten Paares.


~~~ ~~~ ~~~

Sieh mal, was dabei herauskommt, Wladimir. Die wedrussische Familie - in unserem Fall die Familie der kleinen Ljubomila - empfand das Erscheinen der Liebe in ihrem Töchterchen als ein Geschenk Gottes. Sie behandelten diese Liebe wie ein neues Familienmitglied, das von Gott als Helfer bei der Erziehung des Mädchens zu ihnen geschickt wurde. Vielleicht hat die Liebe sogar die Hauptrolle bei der Erziehung übernommen. Und die Großmutter half dem Mädchen in einfacher, verständlicher Sprache, zu verstehen, welche konkreten Handlungen die großartige Energie der Liebe von ihr erwartete.

Dieser Impuls brachte das Mädchen dazu, sich mit Begeisterung dem Studium verschiedener Wissenschaften und der Weisheiten des menschlichen Seins zu widmen und an der Vervollkommnung des eigenen Körpers und Geistes zu arbeiten. Wer spielte letztendlich die Hauptrolle beim erfolgreichen Vorankommen Ljubomilas auf ihrem Lebensweg? War es ihre Großmutter oder das Mädchen selbst? Vielleicht waren es die weisen Zauberer, bei denen sie ihre Ausbildung absolvierte? Oder war die großartige Energie der Liebe das Fundament für ihren Erfolg?"

"Ich denke, wenn man die Mithilfe der Liebesenergie weglassen würde, dann könnten all die anderen an der Erziehung des Mädchens beteiligten Personen mit ihren Anstrengungen höchstens den halben Erfolg erzielen. Gäbe es jedoch all diese Personen nicht, dann wäre die Energie der Liebe alleine kaum in der Lage, das Mädchen auf den richtigen Lebensweg zu bringen."

"Also fand hier eine gemeinsame Schöpfung der Zukunft des kleinen Mädchens statt. Und an den Ergebnissen dieser Schöpfung erfreuten sich schließlich beide Seiten. Das ist genau die Verhaltensweise, die sich Gott von einem Menschen wünscht."

"]a, so ist es. Und der Brauch der Trauung selbst ist als Hochzeitsfeier ein Meisterwerk. Seine Schönheit, sein tiefer Sinn und seine Rationalität kann man wirklich als unübertroffen bezeichnen. Ein Vergleich dieses Festes mit den heutigen Hochzeitsbräuchen kann nur zu dem Schluss führen: Wir haben uns in okkulte Idioten verwandelt. Was bleibt dem frisch vermählten Paar nach der heutigen Hochzeit übrig? Zum Beispiel ein paar Erinnerungen an die Autofahrt zum 'Ewigen Feuer'. Ein paar Eindrücke von dem Saufgelage in einem Café oder Restaurant. Dann noch die fordernden Rufe nach einem Kuss und anschließend das öffentliche Küssen vor allen Gästen, das nichts weiter ist als eine Energieverschwendung. Das junge Paar sollte nämlich sein gesamtes Energiepotenzial lieber für die Zeugung eines Kindes aufbewahren.

Dagegen bleiben den jungen Leuten nach dem wedrussischen Brauch der Trauung nicht nur schöne Erinnerungen, sondern ein reelles, von Baumeistern mit Freude errichtetes Haus und ein Garten mit einer Vielzahl von Pflanzen, den all die Verwandten, Freunde und Nachbarn nach den Vorstellungen des Paares mit eigenen Händen angelegt haben."


"Das wedrussische Brautpaar erhält einen wahren Raum der Liebe, ein heiliges, wahrlich göttliches und lebendiges Nest, in dem die Zeugung des Kindes optimal stattfinden kann.

Beim wedrussischen Brauch der Trauung gibt es, im Gegensatz zu heute, nicht bloß zwei Zeugen, deren Rolle meistens zwei Freunde übernehmen. Die gesamte Verwandtschaft und das gesamte Umfeld des jungen Paares sind die Zeugen der wedrussischen Eheschließung, die nicht, wie heute, mit ein paar Unterschriften auf einem Stück Papier, sondern mit der Schöpfung eines lebendigen Gartens besiegelt wird.

Das junge Paar legt seinerseits vor allen Anwesenden eine Prüfung ab. Die jungen Leute erklären dabei allen Siedlungsbewohnern das gemeinsam erarbeitete Projekt ihres zukünftigen Familienlandsitzes. Ich denke, die Ergebnisse ihrer Arbeit haben einen unermesslich höheren Stellenwert als die meisten Doktorarbeiten in den heutigen Universitäten.

Natürlich sind die Materialisierung des lebendigen Raumes, das Haus, der gesamte Haushalt und die Schönheit der Handlungen, mit deren Hilfe das alles erschaffen wird, wichtig. Doch nicht weniger wichtig erscheint mir ein weiterer unglaublicher Aspekt des Hochzeitsbrauches zu sein. Ist es dir aufgefallen, wer das junge Hochzeitspaar getraut hat? Das waren nicht die Eltern der beiden, kein Geistlicher und auch nicht irgendein Beamter aus dem Standesamt, den man meistens am Hochzeitstag zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal im Leben gesehen hat.

Ljubomila hat selbst die Trauung ihres Gatten übernommen! Vor allen Gästen hat sie langsam einen Kranz auf seinen Kopf gesetzt. Nur wahre Kinder Gottes sind zu solchen Handlungen fähig. Der darauf beruhende psychologische Effekt ist nicht so simpel, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag.

Ein Mensch, der einer fremden, zufällig erschienenen Person erlaubt, seine Ehe, das heißt, auch seine Liebe, zu registrieren, lehnt in seinem Unterbewusstsein bereits jede Verantwortung für das Schicksal seiner Familie ab. Demgegenüber symbolisiert Ljubomila mit ihrer Handlung die Bereitschaft, diese Verantwortung zu tragen.

Zwischen den heutigen jungen Brautpaaren und Gott gibt es verschiedene Barrieren: den Segen ihrer Eltern, die Registrierung im Standesamt und den Geistlichen in der Kirche. Zwischen Gott und dem frisch vermählten wedrussischen Ehepaar gibt es keine solchen Hürden. Folglich wird die Ehe dieser jungen Leute von Gott allein abgesegnet.

Sie erhalten Gottes Segen durch eine reelle Erscheinung noch vor der Trauung mit dem Kranz. Gott schickt ihnen ihre gegenseitigen Liebesgefühle. Die Wedrussen wussten, wie diese Liebe zu empfangen ist, damit sie zu einem ewigen Gefühl in ihren Familien wird."




Wladimir Megre, Anastasia Band 8, 'Die Bräuche der Liebe', 11. Kapitel 'Der Brauch der Trauung'

 

Lesen Sie hierzu auch: Die Integration der Welt der Sinne aus der Rubrik Wissen.

 

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